Neue Forschung entdeckt Progesteron auch in Walnussbäumen

2010 – Progesteron wurde nun auch in Walnussbäumen und im Adonisröschen entdeckt (Progesteron Neuigkeiten)

Das neueste in Sachen Phytohormone ist die Entdeckung, dass es in höheren Pflanzen offensichtlich auch „Sexualhormone“ gibt. Zu diesem Ergebnis kam neuerdings ein internationales Forscherteam, als es die Blätter von Walnussbäumen im Labor genau untersuchte.

Der genannte Botenstoff Progesteron wird bei Menschen und Säugetieren in den Eierstöcken produziert und bereitet unter anderem die Gebärmutter auf eine Schwangerschaft vor. Und genau dieser wurde nun auch in Walnussbäumen – in Blättern und Nüssen – entdeckt.

Warum auch Walnussbäume dieses Hormon herstellen, ist den Forschern ein Rätsel. Diese neue Entdeckung (2010) deutet ihrer Meinung nach aber darauf hin, dass höhere Pflanzen und Säugetiere näher miteinander verwandt sein könnten als bisher angenommen.

Also produzieren nicht nur Säugetiere diesen Botenstoff?

Bis jetzt sind Wissenschaftler davon ausgegangen, dass nur Säugetiere (also auch der Mensch) Progesteron in fertiger Form herstellen können:

Das Hormon wird in der zweiten Zyklusphase und insbesondere während einer Schwangerschaft in großen Mengen ausgeschüttet. Es bereit einer möglichen Befruchtung der Eizelle den Boden, steuert die Schwangerschaft und erhält diese aufrecht. Eine synthetische Version des Hormons (= Gestagen) wird in Antibabypillen eingesetzt, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, oder auch um beispielsweise Akne zu behandeln.

Aussagen der Forscher

„Die biologische Funktion von Progesteron wurde bei Säugern ausgiebig untersucht, nicht aber bei Pflanzen. Dass das Hormon auch dort vorkommen soll, liegt nämlich nicht einfach auf der Hand“, erläutert Guido Pauli von der University of Illinois. „Während die physiologische Bedeutung des Progesterons im menschlichen Organismus gut untersucht zu sein scheint, ist sie es bei den vaskulären Pflanzen nicht“, weiß Dr. Bernhard Glodny von der Universitätsklinik für Radiologie, der in Zusammenarbeit mit Professor Guido F. Pauli vom Department of Medicinal Chemistry und Pharmacognosy der University of Illinois in Chicago die neuen, viel beachteten Erkenntnisse lieferte.

Zwar hatten Wissenschaftler bereits früher dem Progesteron ähnliche Botenstoffe in Pflanzen nachgewiesen, zum Beispiel in der Yamswurzel, das Hormon Progesteron selbst jedoch blieb bislang unentdeckt. Das Forscherteam spürte ihn jetzt mit Untersuchungen per Magnetresonanzspektroskopie und Massenspektroskopie in den Blättern von Walnussbäumen auf. Zeitgleich entdeckten sie in Hahnenfußgewächsen, zum Beispiel dem Adonisröschen, fünf bisher unbekannte Hormone, die nahe mit dem Progesteron verwandt sind.

Progesteron – älter als die Tiere?

Die Forscher stellen Vermutungen an, dass Progesteron ein sehr alter und ursprünglicher Bioregulator sein könnte, welcher bereits vor Milliarden von Jahren in Ur-Pflanzen entstanden ist.

Wenn diese Annahme stimmt, dann ist das Hormon wohl weitaus früher in der Evolution aufgetaucht, als Tiere und moderne Pflanzen. Die evolutionäre Rolle und Funktion des Gelbkörperhormons müsste deshalb grundlegend überdacht werden, glauben die Wissenschaftler.

Nebenprodukt der Krebsforschung

Die Entdeckung von Progesteron in den Blättern des Walnussbaumes sei ein Nebenprodukt der Suche nach neuen anti-tumoralen Wirkstoffen, berichten die Forscher. Die Arbeiten des Forscherteams beruhen nämlich auf einer schlichten Beobachtung im Garten, wonach das Laub des Walnussbaumes das Wachstum des Grases und der Blumen deutlich hemmte.

Dieses wachstumshemmende Prinzip wollten sie an Extrakten dieser Blätter erforschen – dabei stießen sie eines Tages nach jahrelanger Arbeit ganz beiläufig auf einen farblosen Feststoff – es war das in reiner Form vorliegende Progesteron.

Fast zeitgleich fand das Team um Glodny auch im Adonisröschen, einem tiefrot blühenden Hahnenfußgewächs, neuartige Steroide aus den Gruppen der Pregnenolone, sowie eine dem Cardenolid Strophanthidin verwandte neuartige Substanz, das Spirophantigenin.

In Pflanzen enthaltene Naturstoffe für die Medizin nutzbar

Auf der Grundlage derartiger Erkenntnisse lassen sich in weiterer Folge tiefere Einblicke in die Funktionsweise dieser Stoffe bei Pflanze und Tier und damit auch ein medizinisch-relevanter Nutzen erwarten. Die Ergebnisse zeigen auch, dass dem Einsatz moderner Analytik in der biomedizinischen Forschung und der Arbeit an Naturstoffen weiterhin erhebliche Bedeutung zukommt. Dies gilt in diesem Falle vor allem für die Krebstherapie, ggf. auch für die Vorbeugung solch schwerer schwerer Erkrankungen.

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